Dez 07 2020
Abgelaufen!
19:00 - 20:30
Heinrich-Böll-Stiftung

Sexualisierte Gewalt in Ägypten

Seit dem 15. November haben die ägyptischen Sicherheitsbehörden drei Mitarbeiter der Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR ) festgenommen  – vermutlich, weil sie sich zuvor mit ausländischen Diplomat/innen über die Menschenrechtslage in Ägypten ausgetauscht hatten. Die EIPR ist eine der führenden Menschenrechtsorganisationen Ägyptens. Auch wir hatten für unsere digitale Veranstaltung eine Mitarbeiterin der EIPR angefragt, möchten damit aber niemanden gefährden. Angesichts der aktuellen Entwicklungen haben wir uns daher entschieden, unsere Veranstaltung auf den 7. Dezember zu verschieben. Wir hoffen, dass bis dahin die EIPR-Mitarbeiter frei kommen, denn der Einsatz für Menschenrechte ist kein Verbrechen!

 

Ein neues Aufbegehren in Ägypten? Aktuell kommt eine „feministische Revolution“ in Bewegung, die die herrschende Militärregierung gar nicht direkt angreifen muss, um die Grundfeste des Machtapparats zu erschüttern: Seit immer mehr Frauen* in verschiedenen sozialen Netzwerken über sexualisierte Gewalt berichten, entbrannte eine breite öffentliche Debatte über systemische Gewalt gegen Frauen* in Ägypten, die Rolle des Staates dabei – und wie man dem entgegentreten kann.

Sexuelle Übergriffe sind schon lange ein endemisches Problem in Ägypten. Eine Studie der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2013 ergab, dass 99 Prozent aller Ägypter*innenbereits Belästigungen oder Gewalt ausgesetzt waren. Zuletzt hatten der Selbstmord der Aktivistin Sarah Hegazy im kanadischen Exil, zahlreiche Vergewaltigungsfälle sowie die Strafverfolgung ägyptischer Tiktok-Nutzer*innen für Bestürzung gesorgt. Wie sehr sexualisierte Gewalt dabei vom ägyptischen Staat selbst ausgeht, diese gar ein essentieller Bestandteil seiner Machtansprüche und Herrschaftsmethoden ist, wird jedoch erst langsam deutlich.

Staatliche Autoritäten nutzen den patriarchalen Verweis auf die „Werte der ägyptischen Familie“ und die „öffentliche Moral“ als Kontrollmittel, um persönliche Freiheitsrechte einzuschränken. So inszeniert sich Präsident el-Sisi als „starker Mann“ und die Militärregierung stilisiert Ägypten zu einer Frauenfigur, die es vor die es vor „Unruhestiftern“, Terrorismus und ausländischer Einflussnahme zu beschützen gelte. Der Zusammenhang zwischen sexualisierter Gewalt und Staatsgewalt ist also zentral für die Menschenrechtslage in Ägypten.

Gleichzeitig bietet der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit konkrete Ansatzpunkte, um demokratische Entwicklungen zu unterstützen. Wie dies im Rahmen der aktuellen Situation in Ägypten geschieht bzw. vertieft werden kann, welche Allianzen, Abwägungen und Aussichten die Auseinandersetzung prägen, thematisieren wir in dieser digitale Veranstaltung. Dabei erörtern wir auch, welcher Raum für Kritik an einer autoritären Ordnung überhaupt bleibt und wie diese konstruktiv/sinnvoll eingebracht werden kann, ohne diese Ordnung damit aufzuwerten.

Vor dem Hintergrund der diesjährigen deutsch-ägyptischen Regierungsverhandlungenmöchten wir daher über die aktuelle Situation in Ägypten diskutieren, den Einsatz sexualisierter Gewalt als Machtmittel und die Über- und Umsetzung der Geschlechterpolitik in der internationalen Zusammenarbeit mit Ägypten.

Sprache: Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung

Information:    
Johannes Gunesch
E gunesch@boell.de

 


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